Best Of - Theuermeisters Kolumne

Zu verschiedenen Anlässen, manchmal in Gesprächen mit Kunden, auch im Urlaub, meist aber unterwegs beim Laufen - kommen mir Ideen, die ich einfach in Worte fassen muß! Einige der täglich auftauchenden Probleme werden außerhalb des Geschäftes manchmal ganz einfach gelöst und Zusammenhänge werden klar, die sich im Alltag nicht unbedingt erschließen. Oft aber auch Triviales, wie die "zehn Laufschuhgebote" - entstanden während eines entspannten Laufes in der Aue!

Einige dieser Artikel zu den verschiedensten Themen, haben wir hier für Sie nochmal zusammen gestellt. Es kommen bestimmt noch mehr hinzu!


Die Stimme hören


Es ist Bewegung in die Laufszene gekommen. Viele Einsteiger bevölkern die Parks, Straßen und Wälder. Und in den Laufsportfachgeschäften tauchen mit diesen Neulingen Fragen auf, die uns zeigen, daß mit zunehmender Automatisierung und Technisierung unseres Alltagslebens etwas Wichtiges verloren gegangen zu sein scheint: das Gefühl für den eigenen Körper.
   Das Gefühl für eine Bewegung („wie muß ich denn walken?“), für die richtige Belastung („beim Treppensteigen bekomme ich immer Herzklopfen“), oder auch den Körper allgemein („vom Laufen bekommt man doch dicke Beine“).   

Vor allem aber diese ungewohnten Bewegungen ! Dicke, schlaue Bücher müssen geschrieben werden, um uns diese fremde Fortbewegungsart „Walking“ nahezubringen. Ganze Kapitel werden gefüllt mit der Neuigkeit, daß man nicht nur die Arme mitschwingen muß, sondern auch das Tempo erhöhen, damit der Puls in die Fettverbrennungszone ansteigt.
   Und die ach so diffizile Laufbewegung erst. Endlose Diskussionen müssen geführt werden über die Frage, ob der Fuß des Laufeinsteigers zuerst mit dem Vorfuß oder dem Rückfuß aufsetzen sollte! Wenn wir uns beeilen, um den davonfahrenden Zug noch zu bekommen, machen wir uns diese Gedanken nicht. Der Zug wäre längst abgefahren.


   Doch der Zug ist für uns noch nicht abgefahren. Das Laufen hilft uns, unseren Körper wieder kennenzulernen, das richtige Maß zu finden. Wieviel ist genug, wie schnell ist zu schnell, wieviel Erholung braucht mein Körper, bei welchem Laufstil fühle ich mich wohl. Wieviel muß ich anziehen, damit es beim laufen weder zu warm noch zu kalt ist.


   Wir haben unseren Körper teilweise unverantwortlich vernachlässigt, aber wir werden lernen, die Stimme wieder zu hören. Der nächste Schritt wird sein, sie auch zu verstehen.

Wir wollen versuchen, im vorliegenden Magazin einiges „zurechtzurücken“.
Namhafte Autoren aus verschiedenen Bereichen unseres Sportes behandeln Themen, die uns von allgemeinem Interesse scheinen. Das jedenfalls zeigen die Fragen, die bei uns in den Geschäften und in unserem Forum (www.lex-laufexperten.de) immer wieder auftauchen. Wir versuchen hier, einige davon zu beantworten.


Viel Spaß beim lesen und laufen.

                                                                        Vorwort zum LEX Magazin 2002

Nicht schon wieder!


Vor einiger Zeit las ich in einem amerikanischen Laufmagazin einen Artikel über einen russischen Wissenschaftler, der schon wieder mal einen neuen Laufstil als den einzig Richtigen propagiert. Schon wieder mal! Als hätten die bisherigen Publikationen nicht schon genug Unsicherheit in der laufenden Bevölkerung hervorgerufen. Die Frage „wie laufe ich richtig?“, die sich interessanterweise nicht stellt, wenn man dem davongelaufenen Sprössling hinterher jagt, scheint sich inzwischen alle halbe Jahre, mit jeder neuen Publikation zu diesem Thema wieder neu zu stellen. Als wäre es eine Modeerscheinung: Zum jährlich wechselnden modischen Running-outfit der passende Laufstil! So wie es einer dieser Verunsicherer ausdrückte und den „modernen“ Laufstil des heutigen Menschen anprangert. Nun weiß ich natürlich nicht, in welchem Laufstil der Bote von Marathon vor 2000 Jahren seine Nachricht vom Sieg der Griechen überbrachte, doch ist einigermaßen gesichert, dass sich das Grundkonzept des menschlichen Körpers seit dieser Zeit nicht wesentlich geändert hat. Und das heißt für mich, dass er wahrscheinlich einen ähnlich ökonomischen Laufstil drauf gehabt haben sollte, wie heutzutage jeder halbwegs trainierte Läufer.

Wir von den Laufexperten wollen uns auf jeden Fall mit unserem Magazin nicht an diesen Verunsicherungen beteiligen. Sie bekommen von uns auch in dem vorliegenden Heft wieder praktische und umsetzbare Tipps für den Sport, den Sie ebenso gern betreiben wie wir selbst.

Viel Spaß beim Lesen und Laufen

Dieter Theuermeister
Lex-Laufexperten
                                                                    Vorwort zum LEX Magazin 2005

Das war ein Winter!?

 

Der letzte Winter hat es uns wieder mal so richtig schwer gemacht: Schnee!!! 10 bis 15 cm!!! Über einen Monat lang!!! Chaos allenthalben. Jeden Abend Sondersendungen im Fernsehen zur aktuellen Lage im verschneiten Deutschland. Leere Einkaufsstraßen und Geschäfte. Und wenn etwas ging, waren es Gore Tex Schuhe und Spikes darunter.

So ändern sich die Zeiten: früher nannten wir so etwas Winter, und nicht Chaos! Wir hatten Riesenspaß, unsere Läufe durch den tief verschneiten Wald zu machen, hatten nasse Füße, Eiszapfen in den Haaren und es war ein  schönes Gefühl, als zu Hause alles wieder langsam auftaute. Meist dauerte der Winter mindestens 3 Monate, Frau Holle hatte Großeinsatz und wir hatten absolut nichts dagegen. Vielmehr zahlte sich dieses „Training unter erschwerten Bedingungen“ in der Sommersaison aus: wer sich durch den Schnee kämpft, lernt auch im Sommer hart zu fighten.

Und nun steht der Sommer vor der Tür! Was wird passieren? Es wird warm, vielleicht sehr warm werden! Der Schweiß wird fließen! Wieder Chaos? Wieder ein Grund, sich jeden Schritt genau zu überlegen? Was da alles passieren kann in der Wärme!!!

Soll ich Ihnen was von früher erzählen, von unseren Sommern? Sie können es sich sicherlich denken: wir haben es genossen und hatten unseren Spaß dabei.

Vielleicht versuchen Sie es mal damit: Laufen macht Freude – in jeder Jahreszeit!

                                                                  Vorwort zum LEX Magazin 1/2010

Getreten und geschunden


Laufschuhe sind erstaunliche Kreaturen: Bei jedem einzelnen Schritt ertragen sie etwa das Dreifache des Körpergewichtes eines Läufers. Bei 70 kg Lebendgewicht sind das über 200 kg. Pro Schritt! Bei nur fünf Schritten summiert sich das schon auf über eine Tonne!
Trotzdem dämpfen, stützen und führen sie den Fuß des Läufers über erstaunliche 800 -1000 km. Dann ist das Sohlenmaterial ermüdet, das Obermaterial gibt dem Fuß keinen Halt mehr. Ein neues Paar ist fällig.
Dieses für den Läufer wichtigste Utensil sollte immer in Bestform sein, denn nur dann kann er seinen Aufgaben nachkommen:
-    den Aufprall dämpfen und ein rundes Eingleiten in die Abrollbewegung gewährleisten
-    den Fuß durch die Abrollbewegung führen und ein übermäßiges Wegsacken des Fußes nach innen (Überpronation) verhindern
-    die Abrollbewegung des Fußes nicht behindern
-    den Fuß gegen durchdrückende Steine schützen

Doch wie findet man den Richtigen? Das Angebot von etwa 300 verschiedenen Modellen ist  schwer überschaubar. Die Auswahl nach Optik, Preis oder Erfahrungsberichten von Mitläufern ist hier völlig ungeeignet. Da sich die angebotenen Modelle auch in ihren Laufeigenschaften und orthopädischen Anwendungsbereichen teilweise grundsätzlich unterscheiden, ist es sinnvoll, sich in die Hände eines spezialisierten Laufsport - Fachgeschäftes zu begeben und sich beraten zu lassen. Hier werden mittels Fuß- und  Laufanalyse die Voraussetzungen abgeklärt. Danach bleiben aus der angebotenen Schuhpalette nur etwa vier bis fünf geeignete Modelle übrig. Nur diese erfüllen die Anforderungen, und bieten die Gewähr, mit diesem Fuß zusammen eine möglichst natürliche Laufbewegung zu ermöglichen.

Jeder Läufer bringt individuelle Voraussetzungen mit: Fußform und – stellung, Körpergewicht, Laufstil und – geschwindigkeit, nicht zuletzt den bevorzugten Laufuntergrund. So hat auch jeder Laufschuh verschiedene Eigenschaften, die ihn einzigartig machen. Materialzusammensetzung, Dämpfungssysteme, Sohlenform (-geometrie) und natürlich die Passform! Das alles ist selbst für den Fachmann teilweise nur schwer durch bloßes Ansehen zu unterscheiden, erst recht für den Kunden, der hilflos vor der großen Schuhauswahl des Spezialgeschäftes steht.  Deshalb verlassen sich die  Laufexperten auch nicht auf Herstellerangaben, sondern testen die Schuhe in ihrem Sortiment selbst. Nur dann können sie die Eigenschaften einschätzen und die Zielgruppe genau bestimmen.

Keineswegs erleichtert wird die Auswahl des richtigen Schuhes auch durch die Klassifizierung in verschiedene Stabilitäts – Kategorien. Neutral, stabil und bewegungskontrollierend kann ein Laufschuh sein. Doch was ist zuviel, was nicht ausreichend? Erfahrungsgemäß schätzt kaum ein Läufer seine Fußbesonderheiten und seinen Laufstil richtig ein. Hier ist die Analyse des Fachmannes gefragt, der seine Empfehlungen mit den Wünschen des Kunden abgleicht, so dass durch diese Zusammenarbeit der ideale Schuh gefunden werden kann. Dann steht den nächsten Laufkilometern nichts mehr im Weg.

                                                                           Aus LEX Magzin 2006



Eine Gehpause ist keine Schande!


Es gibt Sprüche, die hört man in Läuferkreisen immer wieder: „Unter einer Stunde ziehe ich mich gar nicht um“, „lieber tot als langsam“, „gehen? – wir sind doch kein Wanderverein!“.
Während die ersten beiden als Grundeinstellung zu Recht in Frage gestellt werden, hält sich das Vorurteil gegenüber einer Gehpause recht hartnäckig. Zu Unrecht! Der amerikanische Lauftrainer Jeff Galloway hat schon vor vielen Jahren in seinen Büchern darauf hingewiesen, dass Gehpausen in bestimmten Fällen sogar leistungsfördernd sein können. Auch wir wollen dieses Thema aufgreifen, denn: eine Gehpause ist keine Schande!

Wie selbstverständlich wird in jedem Trainingsplan für Einsteiger der Wechsel von gehen und laufen empfohlen, um die Gewöhnung an die orthopädische und organische Belastung des Laufens möglichst schonend zu gestalten.
Und auch Läufer, die nach einer längeren Trainingspause oder einer Verletzung wieder ins Lauftraining einsteigen, sind gut beraten, nicht da anknüpfen zu wollen, wo sie vor Wochen oder Monaten aufgehört haben. Vielmehr sollten sie sich an die alte Form heran zu arbeiten, indem sie die ersten Läufe mit Gehpausen „entschärfen“.
Für „Novizen“ wird also die Gehpause dringend angeraten, doch ist sie auch für „alte Hasen“ und „schnelle Hirsche“ kein Fehler. Denn jede Steigerung des Trainingsumfanges, der Intensität oder des Tempos erfordert eine allmähliche Gewöhnung. Belasten ohne zu überlasten lautet die Devise.
Sich in Vorbereitung auf einen Marathon von einer maximalen Streckenlänge von bisher 10 km auf 15 , 20 , 25 , ja 30 km zu steigern, erfordert nicht nur Geduld, sondern auch eine vernünftige Trainingsplanung. Beim ersten Lauf über 15 km kann es durchaus sinnvoll sein, die Strecke in einen 8 und einen 7 km  Abschnitt auf zu teilen. Dazwischen eine 3 – 4 Minuten Pause mit leichten Dehn - und Lockerungsübungen. Natürlich empfiehlt sich dieses Vorgehen erst recht bei den längeren Trainingsläufen.
Auch bei Tempoläufen (Intervalltraining) oder schnellen Bergaufläufen sind Gehpausen zwischen den harten Belastungseinheiten angesagt. Nur gut Trainierte sind in der Lage, diese Pausen als Trabpausen zu gestalten. Also immer wieder der Wechsel zwischen Belastung und Entlastung. Der Vorteil: man kann einige Tempo- oder Bergeinheiten mehr machen als ohne oder mit zu kurzen Pausen. Der Lohn: bessere Leistungsfähigkeit durch höheren Trainingsumfang.
Doch nicht nur aus trainingstaktischen Gründen sind Gehpausen zu empfehlen. Sie kennen  sie bestimmt auch, die Tage an denen es nicht recht laufen will. Die Beine sind schwer, der Körper unwillig und der Kopf ohnehin. Es erfordert schon einige Überwindung, an solchen Tagen überhaupt vor die Tür zu gehen und zu laufen. Vielfach hilft es, sich an solchen Tagen nicht gewaltsam über die Strecke zu quälen, sondern sich mit Lauf- und Geh - Abschnitten behutsam zu „überreden“. Meist klappt es dann doch und man kommt  „in den Lauf rein“. (Wenn diese Taktik nicht hilft, geht man am besten wieder nach Hause und verschiebt das Training auf den nächsten Tag)
Auch ein neuer Schuh kann ein Grund sein, das Training mit der einen oder anderen Gehpause zu garnieren. Die Gewöhnung an neues Schuhwerk kann mitunter ein paar Kilometer dauern. Nicht nur die eigene Umstellung auf ein neues Dämpfungs- und Abrollverhalten, sondern auch das „Einlaufen“ des neuen Schuhes, ihn weich und geschmeidig machen, kann zu vorübergehenden Anpassungsschwierigkeiten auf beiden Seiten führen. Da geht man lieber mal ein paar Meter, um Blasen oder Druckstellen zu vermeiden.
Im Wettkampf denkt man zuallerletzt an eine Gehpause. Doch  Halbmarathon, Marathon oder Berglauf sind häufig Anforderungen, die wegen der ungewohnten Geschwindigkeit, Länge oder Schwierigkeit eine kurze Gehpause sinnvoll erscheinen lassen. Die „Hilferufe“ des Körpers sollten nicht überhört oder aus falschem Stolz ignoriert werden. Überlastungsschäden, Verletzungen oder andere Probleme könnten die Quittung dafür sein.

Dieses Plädoyer für die eine oder andere Gehpause ist jedoch nicht als Entschuldigung für Lauffaule gedacht. Gehpausen sind ein Trainingsmittel, das Ihnen hilft, große Brocken auf kleine Häppchen zu verteilen und damit leichter verdaulich zu machen.


Ergänzung zu Gehpausen


Wann soll ich eine Gehpause machen?

Wenn der Körper signalisiert „lass mich in Ruhe, ich kann nicht mehr!“
Oder auch wenn der Verstand sagt, dass es sinnvoller ist, die Gesamtstrecke zu teilen, als sich über eine zu lange /zu schwere Strecke zu quälen.

Was mache ich während der Gehpause?

Gehen! Dazu können leichte Lockerungs- und Dehnübungen die Muskulatur wieder in Form bringen. Der Puls kommt wieder auf humane Werte und mehrmals kräftig durchschnaufen bringt Entspannung in den gesamten Körper.

Wie lange dauert die Gehpause?

So lange Sie wollen. Nur nicht zu lange, denn die Erfahrung zeigt, dass es umso schwerer wird, wieder an zu fangen, je länger die Pause war. Wenn Sie sich wieder erholt fühlen, und/oder der Pulsmesser wieder Erholungswerte zeigt, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, sich langsam wieder in Bewegung zu setzen.

                                                                      Aus LEX Magazin 1/2010


Die zehn (Laufschuh) Gebote



1.    Ich bin Dein Laufschuh, Dein Freund. Ich werde bei Dir sein für viele Kilometer und Dir helfen in der Not der Überpronation.

2.    Du sollst mich nicht anbeten, denn ich tue nur meine Pflicht, wie es die Fachleute vom LEX-Laden vorgesehen haben. Vergöttere und verfluche mich nicht, denn ich bin nur ein Schuh.

3.    Du sollst mich nicht mißbrauchen, zum Fußball-spielen, tapezieren und ähnlich niederen Arbeiten.

4.    Du sollst mir einen Ruhetag gönnen, wie Dir selbst.

5.    Du sollst meinen Hersteller und die Leute vom LEX-Laden loben und deren Ruhm hinaustragen in alle Lauftreffs.

6.    Du sollst akzeptieren wenn meine Dämpfung „tot“ ist nach etwa einem Jahr. Dann sollst Du mich tragen zum Zwecke der Obduktion zu dem LEX-Laden woher ich komme.

7.    Du sollst andere Laufschuhe haben neben mir – auch wenn ich Dein erklärter Liebling bin! Gönne mir die Erholung und Dir die Abwechslung.

8.    Du sollst mir nicht meine Dämpfung stehlen, indem Du mich in der Waschmaschine wäschst oder auf der Heizung trocknest.

9.    Du sollst nicht falsch Zeugnis reden über mich. Wenn Du mit mir nicht zufrieden bist, sollst Du zum LEX-Laden meiner Herkunft gehen und alles unter vier Augen und zwei Schnürsenkeln klären.

10.    Du sollst nicht begehren Deines Mitläufers Schuh, denn er hat andere Füße als Du. Was die Fachleute vom LEX-Laden zusammengefügt haben, soll Deine Eitelkeit nicht trennen.

           Aus Kundenrundbrief 10/1998

Die Entstehung eines Laufschuhes

Der Preis für einen Marken – Laufschuh scheint vielen, die nicht näher mit der Materie befaßt sind, unverständlich hoch. Und wirklich, der reine Materialwert , wie bei den meisten Produkten, macht den geringsten Teil beim Verkaufspreis aus. Die Planungs- und Testphase , die bis zu einem Jahr dauern kann, schlägt da schon als größerer Posten zu Buche.
Die Firma adidas gewährte uns einen Blick hinter die Kulissen:  verfolgen wir gemeinsam die Entstehung eines Laufschuhes!

Muß eine „altes“ Modell verbessert oder sogar komplett überarbeitet werden? Hat die Firma in ihrer Produktpalette eine Lücke - wird ein Läufertyp nicht berücksichtigt? Ist vielleicht sogar Potential für eine neue Technologie? Eine Marktanalyse der Produktmarketingabteilung zeigt die Notwendigkeit oder Chancen für ein neues Modell ! Daraufhin erstellt sie einen sogenannten „Brief“, der die genaue Definition des Schuhmodells enthält. Darin sind alle Details zu Zielgruppe, Materialien, Optik, Preis, Gewicht des neuen Modells sind enthalten.

Dieser Brief geht an die verschiedenen Abteilungen, die mit der Umsetzung der Idee in die Praxis beschäftigt sind: Die Designabteilung ist für die Optik verantwortlich, bei aller Sorge um die Funktion heutzutage ein wichtiges Element. In mehreren Phasen werden Zeichnungen des neuen Schuhes immer weiter präzisiert. Es ist ein langer Weg von der Phase der ersten Strichzeichnung bis zur endgültigen 3D Animation.

In der Entwicklungsabteilung sitzen die Praktiker. Sie sind die Materialspezialisten mit dem technischen Hintergrundwissen. Sie erstellen einen meist 20 Seiten starken „Produktbrief“. In ihm ist alles definiert, was dann letztendlich ein Jahr später beim Händler im Regal steht. Vom Dämpfungsmaterial über den Schnürsenkel bis hin zum Schuhkarton wird jede Einzelheit exakt mit Form, Größe, Farbe, Materialeigenschaft und Preis beschrieben. Die Entwickler nehmen Kontakt mit den Zulieferfirmen auf. Wer kann das Material mit  der gewünschten Eigenschaft in der gewünschten Zeit zum gewünschten Preis liefern?

A propos Preis: die Preisrechnungsabteilung ist dafür verantwortlich, daß die Summe aller Einzelteile den geplanten Preis ergibt. Erst wenn sie ihr ok gibt, fällt der endgültige Startschuß zum Produktionsbeginn.

Die Schuh- Daten werden in Form des Produktbriefes an die Produktionsstätte in China weitergegeben, die daraufhin erste Muster fertigen. Ein technisch anspruchsvoller Laufschuh besteht aus durchschnittlich 100 Einzelteilen. Für jedes dieser kleinen und großen Einzelteile müssen Stanzformen hergestellt werden, wobei der sogenannte „mold“, die Form für die Zwischensohle (die Dämpfungsschicht)  mit etwa 8.000 bis 10.000 Euro am teuersten zu Buche schlägt. Diese Formen bestehen aus Gußeisen und müssen für jede Größe einzeln angefertigt werden.

Rund 8 Wochen später liegen erste Muster des neuen Schuhes vor, die dann von der Versammlung aller Abteilungen begutachtet werden. In dieser Phase ist der Korrekturbedarf naturgemäß am  größten. Jede Abteilung hat Verbesserungsvorschläge, die Optik, Funktion und Material betreffen, die letztendlich auch finanziell noch abgesegnet werden müssen. Auch werden in dieser Phase die Schuhe an Testläufer ausgegeben. Ihre positiven oder negativen Rückmeldungen gehen ein in die allgemeine Verbesserungs-Orgie.
Basierend auf diesen Ergebnissen wird der ursprüngliche Produktbrief korrigiert, geändert oder ergänzt und geht wieder an die Produktion in Fernost.

Die Änderungen, die aus Deutschland gewünscht werden, können mitunter bedeuten, daß noch einmal ganz bei Null angefangen werden muß. Stanz- und Gußformen müssen bei größeren Änderungen teilweise komplett neu angefertigt werden usw.

Nach weiteren rund 8 Wochen liegen die überarbeiteten Muster vor und das Begutachten, Verbessern und Probelaufen beginnt von vorn.

Dieses Hin und Her von Schuhen und Änderungswünschen wird meist 4 mal stattfinden, was einen Zeitraum von rund 9 bis 10 Monaten in Anspruch nimmt. In dieser Zeit sind in den Produktionsstätten in China nicht nur einheimische Top -Spezialisten am Werk, sondern auch deutsche Fachleute sind ständig vor Ort zur Kooperation und Überwachung des Produktionsvorganges.

Nach mehr als einem dreiviertel Jahr Vorlaufzeit wird jetzt, nach Abnahme der endgültigen Muster die Produktion gestartet und nur im absoluten Notfall kann jetzt noch ein Produktionsstopp erfolgen.

Das Ergebnis dieses fast einjährigen Planens, Testens, Überarbeitens, Verfeinerns steht dann im Regal ihres Lex Händlers für (nur) 110 Euro.

       Aus LEX Magazin 2005

Sie laufen richtig!


Es wird viel geschrieben und diskutiert zum Thema „Laufstil“. Wie läuft der Läufer richtig, wenn er läuft? Setzt er mit dem Vorfuß auf oder landet er auf dem Rückfuß? Ist ein großer, raumgreifender Schritt angebracht oder eher ein kleiner, tippelnder? Ist die Atmungsformel „drei Schritte einatmen und drei ausatmen“ noch anzuwenden?
Lassen Sie uns die Antwort vorwegnehmen: vergessen Sie alle Theorie und laufen Sie, ohne darüber nachzudenken, denn SIE LAUFEN RICHTIG! Sie machen sich mit Sicherheit keine Gedanken über Ihren Laufstil und Ihre Atmung, wenn Sie Ihrem entflohenen Sprössling hinterher jagen. Auch wird Ihr Walkingstil nicht der Mittelpunkt Ihres Interesses sein, wenn sie wieder mal spät dran sind und sich beeilen müssen, um einen Termin einzuhalten.
Ihr Körper macht automatisch das, was für seine derzeitigen Kraft- und Hebelverhältnisse ökonomisch, d.h. Kraft sparend ist.
Deshalb bitte nicht absichtlich tippelnd auf dem Vorfuß landen! Die Wadenmuskulatur und damit auch die Achillessehne würden dadurch übermäßig beansprucht werden. Auch ist es wenig sinnvoll, absichtlich große Schritte zu machen. Ein nicht erwünschter Stauch-Effekt würde die Knie belasten. Und auch bei der Atmung müssen Sie nicht mit zählen: der Körper nimmt sich den Sauerstoff, den er braucht! Auch schwingen die Arme automatisch als Gegenbewegung zur Beinarbeit mit ohne dass Sie darauf Einfluss nehmen müssten.
Der individuelle Laufstil ist in den meisten Fällen naturgegeben und sollte nur bei schwerwiegenden Fehlern verändert werden. Beschäftigen Sie sich also beim Laufen nicht mit Ihrer Bewegung, sondern lassen Sie Ihren Gedanken und Ihrem Körper freien Lauf!

                  Aus LEX Magazin 2005